Jüngerschaft
Matthäus 28.19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, (20) und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch
geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters. (Rev. Elb.)
Alle Nationen zu Jüngern machen ist ein Teil des Missionsbefehls, den der Herr selbst uns erteilt hat.
Ist ein Befehl diskutierbar?
Es geht Gott also nicht um Lebensübergaben. Die Lebensübergabe, die immer mit einer echten Sündenerkenntnis verbunden sein sollte, ist lediglich die Tür ins Reich Gottes.
Hat ein Mensch sich also bekehrt und ist von Neuem geborenen, dann ist damit die Aufgabe der Erneuerung noch nicht erledigt. Vielmehr fängt sie erst an. Wir sind nun aufgerufen unseren Sinn zu
erneuern und uns zu reinigen (Reinigung geschieht teils durch Gott, teils werden wir dazu aufgefordert) und zu heiligen.
Doch ist ein eben wiedergeborener Mensch - ein Baby-Christ - nicht allein gelassen. Vielmehr ist er in eine Familie hineingeboren. Denn eine Familie soll die wahre Gemeinde sein. Die Geschwister in
Christus sind dazu da, ihm zu helfen im Glauben zu wachsen, ihm Spiegel und Herausforderung zu sein, ihm zu ermahnen und zu korrigieren (aber immer im Geist der Agabe-Liebe!), aufzubauen und zu
ermutigen, etc.
Neben den Geschwistern gibt es noch eine bestimmte Gruppe von Gläubigen, die der Herr der Gemeinde gegeben hat, damit diese durch ihre Hingabe und ihren Liebesdienst die Gemeinde Christus-gemäß
aufbauen, über sie wachen, etc. Gemeint sind die Dienstgaben, wie Paulus sie in Epheser 4.11 beschreibt.
Epheser 4.11 Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, ... (Rev. Elb.)
Unter "Leiterschaft" wurde ausführlich erklärt, dass diese Dienstgaben keine Positionen bzw. Ämter beschreiben sondern Funktionen. Leiterschaft im Verständnis Gottes ist ein völlig anderes als es
seit Jahrhunderten bis heute praktiziert wird. Vielmehr hat der Herr die Dienstgaben seinem Leib gegeben, damit sie Folgendes bewirken:
12 zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi,
13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi.
14 Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig
ersonnenem Irrtum.
15 Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.
16 Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung dienende Gelenk, entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils; und so wirkt er
das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe. (Rev. Elb.)
Der Umkehrschluss der Aussagen dieser Verse ist der, dass die Dienstgaben versagt haben, wenn
- die Heiligen nicht fähig zum Dienst sind, zu denen der Herr sie berufen hat,
- der Leib "abgebaut" wird (die Gläubigen frustriert, entmutig, desillusioniert, erschöpft, etc. sind),
- keine Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Gottessohnnes gewonnen wird,
- Gläubige nach Jahren oder gar Jahrzehnten immer noch Kinder im Glauben sind statt Erwachsene,
- nach Jahren oder gar Jahrzehnten in den Gläubigen noch immer nicht Christus zu erkennen ist
- die Gläubigen nach Jahren oder gar Jahrzehnten immer noch nicht entscheiden können, was wahre und was falsche Lehre ist (also zwischen dem wahren und dem falschen Evangelium, zwischen wahren und falschem Christus, zwischen wahrem und falschem Geist unterscheiden können).
Die Schriftstelle 1. Korinther 13.9 ("unsere Erkenntnis ist Stückwerk") wird leider oft missbraucht, weil sie, herausgerissen aus dem Kontext, falsch angewandt wird. Wenn ein Gläubiger nicht zur vollen Gotteserkenntnis gelangen kann - und davon spricht Paulus in Epheser 4.12-14, aber auch in Epheser 1.18 -, dann ist er abhängig von anderen Menschen, d.h. dass sie richtig liegen und richtig hören. Damit ist Tür und Tor für falsche Lehren gelegt. Dass dies so ist, bestätigen zirka 1800 Jahre Gemeinde-Geschichte. Es erfüllt sich Gottes Wort, dass sein Volk aus Mangel an Erkenntnis umkommt. Weil die Gläubigen durch ein institutionelles Gemeindesystem mit einem Klerus an der Spitze (der für die Gläubigen hört) unmündig gehalten wurden, sind sie nicht in der Lage zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Das dies jedoch von einem reifen Gläubigen erwartet wird, hat auch der Autor des Hebräerbriefes erkannt.
Hebräer 5.11-14 Darüber haben wir viel zu sagen, und es lässt sich schwer darlegen, weil ihr im Hören träge geworden seid. (12) Denn während ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise. (13) Denn jeder, der noch Milch genießt, ist richtiger Rede unkundig, denn er ist ein Unmündiger; (14) die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen.
"Das Jüdische Neue Testament" von David H. Stern übersetzt Vers 14 so:
Feste Speise hingegen ist für die Reifen, für die, deren Fähigkeiten durch ständige Übung in der Unterscheidung von Gut und Böse ausgebildet wurden.
Er ermahnt die Hebräer, weil sie eben noch nicht in der Lage sind, selbst zu lehren. (Damit ist nicht die Gabe des Lehrens gemeint. Vielmehr wird von jedem Gläubigen erwartet, dass er ein richtiges Gottesbild hat, die Prinzipien des Reiches Gottes versteht, usw. und diese Erkenntnis weitergeben ("lehren") kann.) Weiterhin erwartet der Autor des Hebräerbriefs, dass reife Gläubige zwischen Gut und Böse (richtig und falsch) unterscheiden können. Auch hier ist nicht die Gabe der Unterscheidung der Geister (1.Kor. 12.10) gemeint. Vielmehr soll jedes Glied der Gemeinde, unabhängig von Gaben und Berufung, fähig sein das richtige Evangelium von einem falschen, den richtigen Jesus von einem falschen und den richtigen Geist von einem falschen zu unterscheiden.
Wenn Paulus in Epheser 1.18-19 betet, dass Gott die Augen unserer Herzen erleuchten soll, damit wir wissen, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen (19) und was die überragende Größe seiner Kraft an uns den Glaubenden/Vertrauenden ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, (Rev. Elb.) dann meint er damit kein Verstandes-Wissen. Vielmehr verbirgt sich hinter dem deutschen Wort "wissen" das zusammengesetzte griechische Wort "epignosis". Dies heißt übersetzt "volle (Gottes)-Erkenntnis!
Je reifer ein Christ, desto voller sollte seine Gottes-Erkenntnis sein!
(So, wie ich (Klaus) es derzeit sehe, wird die Gottes-Erkenntnis bis zum Ende des körperlichen Lebens wachsen -, vorausgesetzt natürlich, ich strebe danach.)
Dies aber bedeutet, dass in ihm nicht mehr er selbst, sondern Christus erkannt wird. Es bedeutet auch, dass das Wesen Christi von diesem Christen gelebt wird. Natürlich ist dies ein fortschreitender Prozess! Aber ohne totale Hingabe an den Heiligen Geist, der uns überführen und verändern will, funktioniert diese Veränderung nicht. Aufgabe aller Gläubigen, der Dienstgaben im Besonderen, ist es also, dass jeder Neubekehrte den Weg der totalen Hingabe gehen kann, um so mehr und mehr in das Wesen Christi verwandelt zu werden.
Darin liegt also der Grund, warum sich Menschen nicht nur bekehren sollen, sondern warum wir, die Reiferen und Älteren im Glauben, die Neubekehrten zu Jüngern machen sollen.
Johannes 13.34 Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. (35) Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
(Rev. Elb.)
Denn: Das Endziel aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. (1.Timotheus 1.5) (Rev. Elb.)
Weiterführende Informationen von T.Austin-Sparks: