Gebet - die Wichtigkeit und Bedeutung
Auszug aus dem Buch "Disziplin zum Gebet" von Theodore Austin-Sparks:
Disziplin zum Gebet
von T. Austin-Sparks
Teil 11 - Gemeinschaftliches Gebet
Auch wenn es zutrifft, dass in der Bibel dem individuellen und persönlichen Gebet großer Raum eingeräumt wird, so ist ebenso wahr, dass großer Wert auf das gemeinschaftliche Gebet gelegt wird.
Tatsächlich wird dem gemeinschaftlichen Gebet ein Wert zugemessen, den das persönliche Gebet nicht kennt. Im Neuen Testament nimmt die Gebetsversammlung in Bezug auf das Volk und das Werk Gottes
einen entscheidenden Platz ein. Es lässt sich mit Recht sagen, dass die Gebetszusammenkunft der Index und das Registriergerät des Lebens einer Gemeinde ist. Zeigt uns eure Gebetsversammlung und lasst
uns hören, wie die Heiligen beten, und wir werden euch sagen, was für eine Gemeinde das ist.
Was aber ist das Gemeinde-Gebet? Mit andern Worten:
Was sollte die Gebetsversammlung sein?
Es mag wie eine Binsenwahrheit tönen, zu sagen, sie sollte
1. Die Gemeinde beim Beten
sein, d.h. die Gemeinde als Einheit, als gemeinschaftliche Einheit. Eine solches Versammelt-sein sollte der solide Ausdruck des organischen Eins-seins und der geistlichen Einheit der örtlichen
Gemeinschaft von Gläubigen sein. Das bloße Zusammenkommen einer Anzahl von Individuen ohne jede organische Integration, und mit so vielen persönlichen Interessen, die ausgedrückt werden oder zum
Ausdruck kommen sollten, mag einen bestimmten Wert haben und wäre sicher besser als überhaupt nichts, aber es wäre nicht das solide und wirksame Gebet der Gemeinde als Einheit.
Es liegt eine Geschichte hinter dem Gebet der Gemeinde als solcher. Es ist die Geschichte eines Werkes des Kreuzes, durch welches jedes Glied auf den Grund der Identifikation mit Christus in Tod,
Begräbnis, und Auferstehung gebracht worden ist, und durch diese gemeinsame Geschichte hat es ein (mit allen andern) identisches Leben und Gemeinschaft. Eine solche Gemeinde ist in der Erfahrung
DURCH ETWAS HINDURCH gegangen, und dieses Etwas ist zu einer subjektiven Realität geworden.
Wenn zwei Menschen durch eine ähnliche Erfahrung hindurch gegangen sind, die ihr inneres Leben tief beeinflusst hat, dann besitzen sie ein gegenseitiges Verständnis, und sie können mit einer Stimme
sprechen. So war es im Gebetsleben der neutestamentlichen Gemeinden. Sie teilten mit einander und brachten lokal zum Ausdruck, was grundsätzlich für die universelle Gemeinde galt. Es war eine
gekreuzigte und auferstandene Gemeinde, die in die Leiden und den Sieg ihres Hauptes hineingetauft worden war. Dieser Sieg sollte das Erbe der örtlichen Gemeinde sein und in der effektiven
Wirksamkeit und den Anliegen ihres gemeinschaftlichen Gebets in Erscheinung treten.
Da, in den Versammlungen - in unserem Zusammenkommen - zum Gebet sollte die wahre Natur und die Berufung der universellen Gemeinde ihren Ausdruck finden. Ihre Natur ist die eines geistlichen
Organismus, weil sie «nicht vom Menschen, nicht «aus dem Willen des Fleisches, sondern aus Gott» geboren wurde, «vom Geist geboren». Ihre Berufung besteht darin, die Größe, die Rechte und die
Autorität Christi zum Ausdruck zu bringen. Gebet ist etwas, das man aus Berufung tut, und das ist vorrangig so im gemeinschaftlichen Gebet.
Lebendiges Aufeinanderbezogensein, sowohl was die Gebete als auch die Personen betrifft, ist für ein wirksames Gebet unerlässlich. Wie leicht geschieht es, dass jemand mit etwas völlig Unpassendem
oder Irrelevantem dazwischen kommt und so das Gebet von seiner Stärke des Vorsatzes und der Konkretheit wegbringt.
Auch wenn besondere Dinge den Vordergrund des erforderten Gebetes besetzen mögen sollte der Blick stets über die Sache selbst hinaus darauf gerichtet sein, in welcher Beziehung sie zu den eben
erwähnten drei Faktoren steht und diese berührt - die Größe, die Rechte und die Autorität Christi. Wir müssen einen angemessenen Grund für unser Gebet haben, und das ist immer die Herrlichkeit des
Herrn.
2. Gemeinschaftliches Gebet muss autoritativ sein
Die Gemeinde muss, wenn sie betet, auf dem Grund absoluter Autorität stehen. Sie darf sich nicht in einem Zustand des Zweifels, der Ungewissheit oder der Schwachheit befinden, sondern auf dem Grund
der Gewissheit und Zuversicht. Es muss ein Grund sein, von dem aus sie sich autoritativ auf Gott berufen kann. Es muss der Grund der Autorität über alle bösen Mächte sein, die in jeder beliebigen
Situation am Werke sind. Gemeinde muss das ihr zugesagte Recht haben, sowohl was ihre Position als auch ihre Fürbitte betrifft.
Das Recht und die Autorität ist entsprechend der unendliche Wert und die Wirksamkeit des Blutes Christi und seines Zeugnisses, und der Name Christi als Name über allen andern Namen.
Die Gemeinde muss - zu jeder Zeit, doch besonders wenn sie betet - sich in Übereinstimmung mit all dem befinden, was das Blut Christi als ein Zeugnis gegen Sünde, Verdammnis und Tod bedeutet. Denn
diese Dinge bedeuten eine verschlossene Tür zum Himmel und zu Gott. Das Blut Christi war schon immer der Grund, und der einzige Grund, des «neuen und lebendigen Weges» zum Thron der Gnade. Der Name
Christi ist das wahre Synonym für überlegene Autorität. DOCH, wenn dies auch zutrifft, ist er nicht bloß ein Titel, sondern die Verkörperung einer Natur, die Gott vollkommen befriedigt; eines Werkes,
das absolut vollendet ist; und einer Position, die ihm voll zusteht. Dies sind die Elemente der Autorität, und die Grundlage eines autoritativen Gebetes. Auf diesem Grund hat die Gemeinde ein Recht
zu beten und Dinge zu erwarten. Sie kann mehr tun als ihre Bitten nach oben richten; sie kann auch nach außen fordern - «in dem Namen».
3. Gemeinschaftliches Gebet sollte exekutiv sein
Wenn wir das Wort «exekutiv» benutzen, meinen wir «entschlossen». Wenn ihr Mitglied einer exekutiven Körperschaft in einem Geschäftskonzern seid, dann wärt ihr eine Person, die von bestimmten
Merkmalen gekennzeichnet ist, das heißt, sofern der Konzern, mit dem ihr in Verbindung steht, von wirklich wesentlichem Charakter ist.
a. Ihr würdet anerkannt sein als eine Person mit einem echten Geschäftssinn. Dieser Konzern würde eurem Verhalten und eurer Einstellung eine Ernsthaftigkeit verleihen. Sie würde alle
Weitschweifigkeit und Irrelevanz ausschließen und euch mit euren Kollegen als Einheit mit einem integrativen Ziel zusammenschweißen.
b. Ihr wärt eine Person, die durch einen Willen zu Entscheidungen gekennzeichnet ist. Zeitverschwendung, Unentschlossenheit, bloßes Herumpröbeln, Unsorgfältigkeit und ähnliche Dinge würden euch sehr
stören und in Schwierigkeiten bringen. Eure Seele würde sagen: «Wir wollen nicht stets nur über Dinge reden; warten, dass etwas geschieht, und hoffen, es würde eines Tages eintreten. Lasst uns zur
Tat schreiten (wörtlich: exekutiv sein), lasst uns die Dinge bereinigen und zum Schluss kommen. Es soll ein Element der Entschlossenheit und Folgerichtigkeit bei unseren Transaktionen vorhanden sein.
Lasst uns zu einem Urteil gelangen und uns an dieses halten». Gewiss, solche Merkmale lassen sich in den Gebeten in der Bibel nachweisen, bei Abraham, Moses, Daniel, Nehemia etc., und auch bei der
neutestamentlichen Gemeinde und den Gemeinden!
Unser Beten in den Versammlungen ist allzu abtastend und unentschlossen. Wir ziehen nicht wirklich aus, um zu einem Urteil zu gelangen. Wir hören auf, bevor wir die Gewissheit erlangt haben, dass wir
in dieser speziellen Sache DURCHGESTOßEN sind. Es gibt so etwas wie ein Nehmen, genauso wie das Bitten. Wir sollten weggehen können, ohne uns zu fragen, geschweige denn, alles wieder zu vergessen,
sondern wir sollten vielmehr nach der Antwort des Himmels Ausschau halten und sie erwarten. Diese Antwort sollte bereits in unseren Herzen sein. Wenn das, was wir gesagt haben, auf irgend eine
Exekutiv-Person zutrifft, die diesen Namen verdient, die einen seriösen Konzern hat, dem er dient, sollte es dann weniger oder anders sein bei der Gemeinde, welches das größte aller Interessen hat,
dem sie dient, Verantwortungen, die sie trägt, einen Namen, den sie ehrt? Wir sollten nicht bloß zu einem Ort und zu einer Zeit des Gebets gehen, einfach weil «heute Abend wieder Gebetsstunde ist»;
oder um unsere Pflicht der Gemeinde gegenüber zu erfüllen, oder um des Gewissens willen; sicher auch nicht deshalb, um andern Gelegenheit zu geben, zu beten, damit wir zuhören können und - mehr oder
weniger - damit übereinstimmen. Wir SIND die Gemeinde. Wir SIND im größten aller Geschäfte! Wir sollten so gesinnt hingehen, mit «Herzensentschluss», entschlossen, zu kooperieren und - Gott helfe uns
dazu - und herausragende und dringende Dinge zu erledigen «um das Namens willen». Wenn wir ankommen, sollte unsere unmittelbare Handlung sein, den rechten Grund einzunehmen und inbrünstig darum zu
bitten, dass alles in die Hände des Heiligen Geistes genommen werden möge. Noch ein Wort bleibt für den Augenblick zu sagen übrig.
4. Gemeinschaftliches Gebet muss kämpferisch sein
Es ist beeindruckend, dass in jenem Teil des größten Gemeindebriefes im Neuen Testament, wo ihr militanter Charakter betont und ihre Waffenrüstung porträtiert wird, der Apostel dem Gebet einen solch
eminenten Platz einräumt (Eph. 6).
Es gibt nichts, das die «Schliche» der bösen Mächte so sehr ans Licht zerrt wie das gemeinschaftliche Gebet. Es wird alles unternommen, das Gebet im Rauch zu ersticken, zu unterdrücken, zu verwirren,
abzulenken, voreingenommen zu machen, zu stören, zu zerstreuen, zu belästigen, zu hindern, auszulaugen, die Zeit zu verschwenden und viele andere Dinge, alles mit dem Ziel, dafür zu sorgen, dass kein
wirklicher Impakt der Autorität Christi über ihr Reich kommt.
Wenn uns dies aufgeht, dann werden wir «die Lenden unseres Sinnes umgürten», wir werden «stehen und standhalten». Hellhörig geworden für das, was davon abhängt und was geschieht, können wir nicht
passiver sein als ein Soldat es sein könnte, wenn er erkannt hat, was für die Interessen seines Landes und seiner Kameraden von seiner Haltung und seinem Handeln abhängt.
Es liegt eine echte kämpferische Haltung im gemeinschaftlichen Gebet, und wir werden es zu nichts bringen, wenn wir unseren kämpferischen Geist - nicht im Fleisch, sondern im Heiligen Geist - fahren
oder ihn uns wegnehmen lassen.